Sonntag, 12. März 2017

Indienreise, Teil 15 - Next stop: Varanasi

Haha, oh man, nach über 4 Jahren folgt nun der nächste Teil des Indienreiseberichts. Wie kann man nur so lange brauchen... Ich sollte mich mit dem Verschriftlichen der restlichen Reise lieber beeilen, wer weiß, wann die Erinnerung aussetzt oder gar verfälscht wird. Doch keine Sorge, an den Varanasi-Aufenthalt erinnere ich mich sehr deutlich, so folgt nun ein weiterer, authentischer Tatsachenbericht auch wenn ich manchmal nicht glauben kann, dass ich manche der beschriebenen Dinge tatsächlich getan habe.

Wie ein aufmerksamer Leser an dieser Stelle jedoch beanstanden würde, befinde ich mich ja noch in New-Delhi und habe gerade Heroin geschnupft. Zu diesem Zeitpunkt weiß ich noch nicht, dass dies der erste Tag einer kleinen Beziehung mit der Schlafmohnentität sein sollte, ich hätte es aber ahnen können. Doch es gibt nunmal keinen Gedankenloseren Zustand als den nach einer Heroineinnahme und so wandele ich an diesem Nachmittag wie gefesselt an die Gegenwart umher, Morgen und Gestern sind nur noch wage Wahrscheinlichkeiten.
Ich treffe dann zu meiner Freude zufällig nochmal die Bekannte aus der Heimat, wir trinken natürlich erstmal Chai und dann zeigt sie mir das günstige Hotel. Für 150 Rupees bekomme ich hier ein Zimmer. Am Abend zieht sie weiter, ich bleibe und habe mir im Verlauf des Tages ebenfalls ein Ticket zur Weiterfahrt besorgt, für den nächsten Tag, nach Varanasi.


Varanasi ist seit, ich glaube, 3000 Jahren durchgehend bewohnt und nicht nur dieser Umstand zieht mich wie magisch an, sondern auch die Tatsache, dass dies für Hindus eine heilige Stadt ist, wo man gerne verstorbene Angehörige verbrennt und die Asche in den Ganges schüttet.
Mittlerweile ist es Mitte April und als ich in Varanasi aus dem Zug aussteige, kommt mir warme Luft entgegen, so als hätte ich eben die Tür eines geheizten Ofens geöffnet. Im ersten Moment bekomme ich Bedenken, ob die Hitze für mich überhaupt erträglich ist. Vielleicht würde ich ja in den nächsten paar Minuten einfach verglühen und ein Inder würde den von mir übriggebliebenen Rest Asche in den Ganges kehren?

Doch anscheinend kann man sich auch an diese Hitze gewöhnen. Ich laufe vorsichtig, wenn ich kein Schatten spendenes Dach über mir habe, weil ich tatsächlich Angst um meine Kreislauffunktion habe. 
Vom Bahnhof aus habe ich mich in die Altstadt fahren lassen, hier, an den sogenannten Ghats, laufe ich am Ganges entlang, beschaue eher lustlos die Architektur und suche ein Guesthouse. Ich bin unausgeschlafen, im Zug hatte ich nur einen wenig erholsamen Schlaf, zudem macht sich eine nachwirkung des Heroins breit, nämlich eine innere Unruhe, die nicht ganz leicht auszuhalten ist.

In einem schönen Guesthouse mit Ganges-Blick beziehe ich ein kleines Zimmer, wieder für 150 Rupees, und lege mir, sobald ich allein in meinem Zimmerchen bin, eine weitere Nase von dem weißen Heroin. Dann ist die Unruhe verflogen, Tatendrang kommt auf, und ebenso ist eine Grenze überschritten, die man bei Heroin nicht überschreiten sollte; nämlich die Nachwirkungen des vorangegangenen Konsums mit einer weiteren Dosis zu beseitigen.

Sehr schnell lullt mich der Mohngeist ein, verspricht mir süßestes Erleben der Wirklichkeit, wenn ich mich nur regelmäßig blicken lasse. Es fließen Gedanken in meinen Geist ein, die wie fremd erscheinen, doch mein Denken zu übernehmen wissen: Du musst dir mehr Heroin besorgen, dein gegenwärtiger Vorrat reicht nicht ewig!
So wird also mein erster Erkundungstrip durch Varanasi gleichzeitig auch eine Suche nach neuem Heroin und der Teufel, der all mein Treiben natürlich genüßlich beobachtet hat, weiß auch, welche Charaktere er nun ins Spiel bringen muss...

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