Donnerstag, 5. November 2015

Gibt es "gut" und "böse" jenseits des menschlichen Verstandes?

Ich habe mal eine Weile Philosophie studiert. Zügig habe ich es aber wieder sein lassen, denn: Ich wollte selbst philosophieren. Ich hielt es nicht aus, mich ausschließlich mit den Gedankenkonstrukten anderer Menschen aus oft fernen Zeiten auseinander zu setzen. Ich möchte selbst Philosoph sein und nicht nur Philosophen-Kenner, zu welchem mich ein Studium der Philosophie zweifelsfrei gemacht hätte. Nicht auszuhalten fände ich es, wenn ich in einem Gespräch über Gott und die Welt anfinge, andere zu zitieren. "Aber Aristoteles hat gesagt...", "Plato(n) sagt dazu..." Glänzt man in einer Diskussion, wenn man sich am hübschesten mit fremden Federn schmücken kann? Wie viel befriedigender ist es, ganz eigene Gedankenergüße hervorbringen zu können, möglichst unbeeinflusst; auch wenn ich schon oft feststellen musste, dass Menschen, zumeist Philosophen, immer wieder ähnliches denken und von sich geben. Vielleicht ist auch alles Denkbare schon gedacht worden, wer weiß? ;) Ich gebe mir dennoch größte Mühe, selbst zu denken, und sollte es meine Gedanken schonmal irgendwo in ähnlicher Form gegeben haben (wovon eigentlich auszugehen ist) so bitte ich all jene Philosophen-Kenner, mich mit Verweis auf Seite und Zeile irgendeines Machwerks aus der Vergangenheit darauf aufmerksam zu machen und mir vielleicht eine bunte Feder ins Haar zu stecken.


Ich habe mal von einer Eva gehört, die mit einem harmlosen Biss in einen Apfel recht haarsträubende Ereignisse ausgelöst haben soll. Ja ja, ihr wisst alle bescheid. Und Adam tat es ihr gleich, denn Verführen, das kann die Eva gut und sich verführen lassen , ist Adams Metier. Aber was genau soll das heißen: Die Erkenntnis vom Guten und vom Bösen?
Schon oft habe ich darüber nachgedacht und ich komme bis heute zu keinem Schluss. Es war ein gewisser Charles Manson, der mich vor einigen Jahren inspiriert hat, darüber nachzudenken, ob es gut und böse überhaupt gibt?! Eben nicht behauptet dieser Mann, der seit einigen Jahrzehnten im Gefängnis sitzt, obwohl er, wie er bis heute standfest behauptet, nichts böses getan hat. Weil es das ja gar nicht gibt...

Ich versuche nun, dieser Überlegung zu folgen.

Was ist böse überhaupt. Die Story von Adam und Eva bringt mich in dieser Frage nicht weiter, ich lese immer nur, sie hätten diese Erkenntnis gehabt. Aber was haben sie denn nun erkannt?
Für mich ist "böse" unter Anderem das Ausüben körperlicher oder psychischer Gewalt, im Bewusstsein, dass sie ausgeübt wird und oftmals ohne einen "Sinn"" wie er in der Tierwelt meist vorhanden ist, wie die Nahrungsaufnahme etwa.
 Natürlich ist diese Definition unzureichend. Böse ist nicht nur ausgeübte gewalt, sondern auch passives, sozusagen "ausgehecktes" Böses ist möglich - wie etwa, eine Stadt zu belagern und die Bewohner verhungern zu lassen. 
Böse sind meiner Ansicht nach nicht: natürlich auftretende Krankheiten, Unfälle, Töten im Tierreich... etc. Man könnte noch eine ganze Weile weitermachen und die Kategorie "Böse" erweitern. Doch spar ich mir das an dieser Stelle. Bin ja schließlich kein Wissenschaftler ;) Ich denke zudem, ein Mensch hat in sich ein Gespür, eine Intuition für das, was böse ist. Das muss man manchmal gar nicht formulieren.

Bosheit ist etwas rein Menschliches und ohne das von der Tierwelt abgekoppelte Bewusstsein des Menschen... nicht vorhanden?! Fragezeichen und Ausrufezeichen, weil ich eben an genau diesem Punkt nicht zu einem Schluss komme.
Was mich nun irritiert, ist, dass das "Böse" mit einem Fortschritt des Bewusstseins erst zutage tritt. Ich hatte immer so unbewusst im Hinterkopf, Bewusstseinserweiterung ist etwas positives, "gutes". Am grausamsten, bösesten ist jedoch die Gewalt, die unter vollem Bewusstsein ausgeübt wird. Und erst ein Bewusstsein wie das des Menschen, erschafft Gewaltphantasien.
Ich denke mir gerade: Wie weit kann so etwas gehen? Wenn jemand sich bewusst ist, dass im Grunde die Materielle Welt nur ein weiterer "Traum" oder eine Art vorübergehender Seins-Zustand ist, dann könnte er, ähnlich wie Charles Manson argumentieren, dass es ja halb so verwerflich ist, sich gegenseitig ins Jenseits zu befördern, denn so gesehen, wäre ein Tod in unserer Welt nicht mehrbedeutend als der Tod eines Spielecharakters in einem Computerspiel. Es geht ja danach weiter.

Ich frage mich: Welche Art von Bewusstsein schafft das Böse? Ist es womöglich ein zwar höheres Bewusstsein als das der Tiere, jedoch ein noch zu "niedriges", um zu begreifen, dass alles Leben die materielle Erscheinungsform eines zusammenhängenden Geistes ist, der sein Universum erschafft und mit sich selbst spielt? Alles ist Eins, ich bin du und du bist ich. Unser Geist ist der Eine, unsere Erscheinungsform verschieden. Würde man einem anderen Wesen im Lichte dieser Erkenntnis noch schaden können? Inwiefern würde dieser Geist es sich selbst übel nehmen, wenn eine seiner Erscheinungsformen eine andere tötet, aus welchem Grund auch immer? Ach herrje, schon wieder Fragen über Fragen und eine endgültige Antwort finde ich nicht...

Nicht zu viel denken, Freunde! Euer Narr.