Mittwoch, 22. März 2017

Gestaltenwandler

Schonmal was von diesen reptiloiden Wesen gehört, die angeblich ihre Erscheinungsform verändern können? Mal sehen sie aus wie die Menschen, als die sie sich tarnen und im nächsten Moment sieht man ihr wahres Gesicht. Es gibt relativ ausführliche Theorien darüber, doch darum soll es in diesem Beitrag nur rudimentär gehen.

Wenn jemand sein eigenes Leben gerade als langweilig und zu unspektakulär empfindet, dann kann es sein, dass er sich aus dieser Misere mit einer einfachen kleinen Handlung zu befreien vermag; der Einnahme einer hohen Dosis LSD oder eines gleichwertigen Psychedelikums bzw. Entheogens. 
Ich habe mich noch nicht endgültig entschieden, was ich von den Formwandler-Theorien halten soll, doch zwei Mal in meinem Leben, hat es sich bereits zugetragen, dass ich etwas in der Art erleben durfte. Es war jeweils, nachdem ich einiges an LSD genommen hatte, einmal davon in Kombination mit Psilocybinpilzen.
Ich weiß, dass an dieser Stelle der eine oder andere bereits abwinkt und sich denkt: Achso, Halluzinationen auf Drogen, das ist ja nichts Echtes...
Ich denke jedoch, dass der Begriff "Halluzination" eines der größten Unworte ist, die jemals kreiert wurden. Die Definition von Halluzination ist im weitesten Sinne: Etwas wahrnehmen, was nicht wirklich da ist. In dieser Definition wird meiner Ansicht nach der große Denkfehler des materialistischen Weltbildes offenbar, nämlich dass nur die Dinge "wirklich", also vorhanden sind, die ein Mensch durch seine Sinne in einem als Nüchternheit oder Normalbewusstsein definierten Zustand wahrnehmen kann. Ich persönlich denke, alles, was jemand wahrnimmt, ist auch wirklich vorhanden. Es gibt keine Halluzinationen.
Dieses Thema betrachte ich als äußerst kompliziert. Wenn nun jemand etwas wahrnimmt, z.B. so ein ungewöhnliches Phänomen wie Gestaltenwandlung und alle anderen sehen es nicht, dann ist es für die, die es nicht wahrnehmen natürlich zunächst unglaubwürdig. Ich gehe jedoch davon aus, dass wir uns nicht alle auf der exakt selben wahrnehmungsebene befinden. Unsere menschlichen Gehirne funktionieren wie Maschinen, die durch ein bestimmtes Neurotransmittergleichgewicht eine bestimmte wahrnehmungsebene eröffnen. Gewissermaßen werden wir von unserem Gehirn in dieser Ebene gehalten, unter gewöhnlichen Bedingungen. Bringt man aber nun dieses Gleichgewicht durcheinander, sei es durch Meditation oder eben mit einer LSD-Einnahme, dann verschiebt sich die Ebene. Wieso sollten die dann wahrgenommenen Dinge unechter sein als diejenigen, die man mit der vorangegangenen Neurotransmitter-Konfiguration wahrgenommen hat? Mir kommt es jedenfalls nicht so vor. Wir nehmen eben, um in dieser Realität agieren zu können, nur einen Teil dessen wahr, was "da draußen" so alles ist.
Ich für meinen Teil denke sogar soweit, dass unser Gehirn die Energien, die uns umgeben, derart filtert und komprimiert, dass auf irgendeine mir unverständliche Weise das geistige Universum greifbar, sprich, überhaupt erst zu Materie wird; eine niedriger schwingende und damit feste Umwelt entsteht, unsere materielle Umgebung. Wir, der Geist, der im Körper "festgehalten" wird, erleben so die eigentlich unstetige, sich ständig im Wandel befindliche geistige Welt als eine Konstante, in der dann gewisse physikalische Gesetze gelten. Hebt man also, wie schon erwähnt, die gewöhnliche Funktion der Filtermaschine Gehirn auf, dann nimmt man die Welt teilweise oder manchmal auch ganz wieder als das wahr, was sie im Wesentlichen ist: Sich ununterbrochen wandelnder Geist. Ähnlich wie man es Nachts beim Träumen erlebt; denn auch da unterbricht das Gehirn seine Arbeit und die Welt wird wieder geistig.

Dies nur als Vorwort, jetzt gehts ans Eingemachte ;)

Erlebnis 1: Der Jesus-Teufel

Zu der Zeit, als ich das Folgende erlebte, hatte ich zwar schon einiges an LSD-Erfahrung, doch ich war von erwähnenswerten Unerklärbarkeiten bis dato verschont geblieben. Dies änderte sich, nachdem ich auf einer großen Party mehrere LSD Trips, ich glaube es waren dreieinhalb und eine Handvoll hawaiianische Zauberpilze einnahm. Es ist viele Jahre her und ich erinnere mich hauptsächlich an das Schlüsselerlebnis. Der (unbekannte) Typ, der mir die Pilze geschenkt und mich dabei gefragt hatte, wo ich denn heute noch hin will (im Sinne von: Übertreibst du es nicht ein wenig?), saß mir irgendwann im Gang vor den Toiletten gegenüber. Dort waren zwei Stühle und wir sahen wohl aus, wie die Klomänner. Naja, das nur zum Set...
Als ich Augenkontakt mit ihm herstellte, war es auf einmal so, als würde mein Blick von einer unbekannten Kraft auf seine Augen fixiert werden. Dann begann es: Sein Gesicht fing an sich zu verändern. Ich hatte ja immer diese Phrase im Kopf, von wegen auf LSD sieht man rosa Elefanten. Das konnte ich nie ernst nehmen. Bis zu diesem Augenblick. Er wechselte die Gesichter und sie waren unglaublich detailliert zu erkennen. Sie sahen aus, na, ein bißchen wie Karikaturen. Sein Gesicht wurde zu einer dämonischen Teufelsfratze, mit Hörnern, so wie man sich den Klischee-Teufel vorstellt. Im nächsten Moment wandelte es sich zu einem frommen Jesus-Gesicht und er bekam eine sehr heilige Ausstrahlung. Diese beiden Gesichter wechselten sich ab. Ich war baff und sowieso sprachlos. Ich glaube, ich staunte ihn an, wie ein kleines Kind seine Weihnachtsgeschenke. Bemerkenswert war, dass alle anderen Leute, die vorbei liefen, normal aussahen. Als die Kraft, die meine Augen wie magnetisch in die meines Gegenübers zog, nachließ, bekam er seine gewöhnliche Gestalt zurück. Den restlichen Trip über versuchte ich vergeblich, das Gesehene zu verarbeiten.

Erlebnis 2: Viele Gesichter und ein Dämon

Das zweite Mal, dass ich dergleichen erlebte ist erst 6 Monate her und ich habe es noch sehr deutlich vor Augen.
Wieder war das Set eine Party mit vielen Leuten, wieder befand ich mich auf einem starken LSD-Trip. Ich hatte zuvor einige interessante Wahrnehmungen gehabt, auf die ich hier aber nun nicht eingehen möchte.
Irgendwann, ich stand gerade planlos herum, viele Menschen liefen vorbei, da kam eine Bekannte und wollte mich begrüßen. Ich glaube, sie sagte hallo aber ich konnte vor lauter LSD gar nicht sprechen und so schaute ich sie nur an. Dann geschah es wieder, diese magnetische Kraft fixierte meinen Blick in ihre Augen. Und sofort begann ihr Gesicht sich zu verändern. Diesmal war es anders, es wechselten sich viele menschliche Gesichter ab, die genauso deutlich zu erkennen waren wie damals das Jesus- und Teufelsgesicht und es waren definitiv andere Gesichter, als das "Ausgangsgesicht". Die Gesichter wechselten sich gefühlt im Sekundentakt ab oder schneller und am Schluss erschien eine Dämonenartige Fratze mit spitzen Zähnen, die mich durchdringend ansah, eine unglaubliche Energie oder Macht ausstrahlte und auch länger zu sehen war, als die vorangegangenen Gesichter. Dann löste sich mein Blick von ihren Augen, sie bekam ihre alte Gestalt zurück und in diesem Moment sah ich eine Art Licht- oder Energieerscheinung in sie und ich glaube auch in andere Menschen gleichzeitig einfahren, die mir gewissermaßen Telepathisch mitteilte: "Ich kontrolliere das alles." Dann ging die Bekannte und ich stand noch eine Weile fassungslos da.


Das waren meine derartigen Erlebnisse, es hilft mir sehr, es aufzuschreiben, um es irgendwie nachvollziehen und verarbeiten zu können. Den Jesus-Teufel-Typ sah ich nie wieder, mit der Bekannten konnte ich mich kurz darüber austauschen: Sie hat mich normal wahrgenommen und von ihrer eigenen Formwandlung nichts bemerkt. Aus ihrer Sicht standen wir uns nur wortlos Gegenüber und hatten Blickkontakt. Ich schließe es aber natürlich nicht ganz aus, dass sie irgendein mystisches Wesen ist und es mir nicht sagen darf, wegen eines Eides den sie bei irgendeinem intergalaktischen Verein abgelegt hat ;-)

So, ich verliere gerade die Lust zu schreiben, ähm... bis Bald dann :)

Dienstag, 14. März 2017

Indienreise, Teil 17 - Die Portugiesische Kanadierin

Es ist ja eine weit verbreitete Annahme, dass jemand, der gerade Heroin genommen hat, allerhöchstens noch wie ein Zombie herumwankt, wenn überhaupt. Nicht so, wenn man die Dosis richtig wählt. Solange man von Heroin nicht körperlich abhängig ist, gilt: Weniger ist mehr. Eine eher geringe, dennoch ausreichend wirksame Dosis versetzt den Konsumenten in einen extrem euphorischen Zustand, voller Energie und Tatendrang und mit zwar weniger Empathie, doch recht großer Kontaktfreude.
So eine Dosis erwische ich an diesem Tag mehr oder weniger zufällig, denn ich lasse Vorsicht walten und nehme nur sehr wenig von dem Pulver mit unbekanntem Reinheitsgrad. Sofern man von "Vorsicht walten lassen" sprechen kann, wenn man sich in einem fremden Land von völlig Fremden irgendein Pulver in die Nase zieht!
So bin ich also irgendwie angetan von "Bodis" Idee, jetzt Mädchen ansprechen zu gehn. Er möchte aber gerne erst Whisky oder irgendeinen Alkohol trinken. Ja gut. Jedem sein Mutmacher!
Alkohol, sofern es sich nicht um Bier handelt, kauft man in Indien in speziellen Läden. In manchen heiligen Regionen gibt es auch gar keinen Alkohol zu kaufen, zum Beispiel in Rishikesh.
Ich kaufe Bodi einen Schnapps und ich selbst hole mir ein Kingfisher in einem anderen Laden. 
Bei über 40° ziehe ich mir Mittags, in der heiligsten Stadt des Landes, mit ein paar Alkoholiker-Indern in einer schattigen Gasse ein Bier rein und komme mir dabei wesentlich blöder vor, als vorher, wo ich so schön unauffällig berauscht war.

Dann ziehen wir los. Ein guter Ort zum Leute kennenlernen sind die Stufen, direkt vor meinem Guesthouse. Mein Zimmer ist nur wenige Meter entfernt und so fühlt es sich an, als wären die breiten Treppen, die runter zum Ganges führen, so etwas wie meine Terrasse, auf der ich ganz viel Besuch habe.



Dann kommt ein schönes Mädchen, und nicht nur Bodi hat sie bemerkt. Er fordert mich mit Kopfbewegungen auf, etwas zu unternehmen. Also fasse ich kurz meinen Mut zusammen und wenige Augenblicke später bin ich in ein sehr nettes Gespräch verwickelt. Sie kommt aus Kanada und ist Portugiesin. Oder umgekehrt? Es dauert jedenfalls nicht lange und Bodi sitzt neben uns und bringt sich ab und zu ein. Und wie wir da so sitzen und uns nett unterhalten, wird mir ganz anders, wenn ich daran denke, dass Bodi im Grunde genommen gar kein Interesse an dem Charakter unserer neuen Bekannten hat, sondern sie halt nur ficken will. Seine Beiträge zum Gespräch zielen auch nur darauf ab, der Kanada-Portugiesin schnell ein super-cheap Hotelzimmer zu besorgen, denn sie hat noch keine Unterkunft.
Sie lässt sich aber darauf ein, mit uns zu gehen und sich vom Ortskundigen Bodi ein gutes Zimmer organisieren zu lassen.


Vielleicht hat Bodi bereits an dieser Stelle erwartet, dass ich mich nun, nachdem ich meinen Pflichtteil erfüllt habe, von den beiden entferne. Doch ich genieße die Unterhaltung mit ihr und mache mir außerdem gar keine Gedanken über Bodis wünsche, schließlich haben wir ja keinen Vertrag abgeschlossen. So sollte es also anders kommen, als er es sich wohl Anfangs gedacht hat.

Das Zimmer, das Bodi organisiert, gefällt der portugiesischen Kanadierin sofort und auch ich überlege kurz, ob dieses Hotel nicht viel cooler ist als meins. Doch es liegt nicht am Ganges, sondern ist versteckt in den Gassen, in denen man sich immer verläuft. Aber es hat eine tolle Dachterrasse. Dort chillen wir und später in ihrem neuen Zimmer. Wir reden die ganze Zeit und jonglieren später mit ein paar Bällen, die sie dabei hat. Bodi denkt sich zu diesem Zeitpunkt wahrscheinlich: Diese verdammten Hippies.
Er jongliert auch nicht mit, sondern liegt nur erwartungsvoll auf dem Bett rum oder ist genervt. Wir zwei, ich und die Portugiesin sind es aber auch, die hier einen sozialen Kontakt zelebrieren und wenn ich jetzt gehen würde, wie schade wäre es um die schöne Zeit, die ich gerade genieße. Und was würde dann in diesem Zimmer geschehen?
Schießlich ist es Bodi, der geht. Er wünscht uns noch ne schöne Zeit und sagt auf Wiedersehen.

Normalerweise ist es irgendwie klar, was in einer solchen Situation als nächstes folgt. Die Kanadaportugiesin ist aber irgendwann sichtbar irritiert, als von mir nicht im geringsten auch nur Andeutungen auf Körperlichkeit gemacht werden. Ja ja, das ist auch so eine Nebenwirkung von Opiaten. Ich genieße in diesem Zustand rein geistigen Austausch und dann schlafe ich irgendwann sogar einfach ein.

Als ich aufwache, liegen wir nebeneinander im Bett. Meine Anwesenheit schien sie nicht gestört zu haben und auch immer noch nicht zu stören und wir gehen erstmal auf die Dachterrasse, um den neuen Tag zu begrüßen. Später laufen wir an den Ghats entlang, trinken einen Chai und es ist eigentlich sehr schön. Ich habe nicht das Gefühl, dass sie mich loswerden möchte, sondern im Gegenteil.
Doch zu diesem Zeitpunkt halte ich bereits den blutigen Stift in der Hand, mit dem man beim Leibhaftigen höchstpersönlich den Vertrag zur Abtretung der eigenen Seele unterzeichnet und so wird mir diese angenehme Zweisamkeit verwehrt. Ich muss zurück in mein Guesthouse, um ein ungutes Gefühl zu vertreiben, das mich davon abhält, mich auf die Gegenwart einzulassen. So schade es ist, verabschieden wir uns am Chaistand und gehen zunächst getrennte Wege.

Was ist der Sinn des Lebens?

Letztens saß ich des Abends so in meinem Zimmer und langweilte mich ordentlich. Ich hatte schon sämtliche Löcher, die man in die Luft starren kann, in die Luft gestarrt und überlegte verzweifelt, was ich noch tun könnte. Dann kam ich irgendwie auf die Frage, hey, was ist eigentlich der Sinn des Lebens? Ich hatte die Frage noch nicht zuende gedacht, da kam zum Fenster ein kleiner Kobold hereingesprungen. Ich wohne im vierten Stock! Erschrocken fuhr ich hoch und dachte mir, hui, was geht denn jetzt ab. 
Dem Kobold musste ich nichts erklären, er sah mich kurz an, mit ernster Visage und sagte: "So, IndiGo, du langweilst dich also und würdest gerne den Sinn des Lebens erfahren?" Er seufzte laut. Wie oft musste er solch ein Szenario schon vorgefunden haben; einen Menschen, der nichts mit sich anzufangen weiß, aber die großen Fragen des Lebens geklärt haben möchte.
"Nun denn", sagte der Kobold weiter und kruschtelte kurz in seinem Lederbeutel. "Probier es doch mal hiermit!" Er reichte mir einen merkwürdigen Gegenstand.  
Wie gerne würde ich diesen Gegenstand beschreiben, doch glaub mir, selbst, fügte man alle Sprachen der Welt zu einer einzigen zusammen, so würde der daraus entstandene Wortschatz nicht ausreichen, um diesen Gegenstand auch nur grob zu umschreiben. Es war das Ding überhaupt.
Ich sagte zu dem Kobold: "Hey cool! Was macht das?" Der Kobold sah mich mit großen Augen an und schien nicht verstanden zu haben. Ich wiederholte meine Frage: "Wieviel kostet das, was kriegst du von mir?"
Da Sprang der kleine Kobold wild auf und verpasste mir eine Ohrfeige, dass ich drei Schritte zurück stolperte. Im selben Zug schwang er seinen Beutel auf den Rücken, sprang aus dem Fenster und war so schnell in der Dunkelheit verschwunden, wie er gekommen war.  
Da stand ich also wieder allein mit diesem Ding in der Hand und überlegte, wie man es wohl benutzt. 
Leider habe ich es bis jetzt nicht herausgefunden und wenn du gedacht hast, in diesem Text könntest du näheres über den Sinn des Lebens erfahren, dann war das natürlich ein Trugschluss.

Montag, 13. März 2017

Indienreise, Teil 16 - Ich Opfer meiner Gier oder: endgültiger Drogentourismus

Es ist, wie bereits erwähnt, sehr heiß in Varanasi, doch das wird bald zu einer hintergründigen Sache. Denn ich bemerke, wie ich so leichtfüßig - endlich ohne Rucksack - herumstreunere, dass Varanasi eine tolle und spannende Stadt ist. Da gibt es diese breiten Treppenstufen, die in den Ganges hineinführen und sich an dessen Ufer kilometerweit erstrecken. Am anderen Ufer des Ganges ist augenscheinlich nur Wüste, die Stadt hat es sich auf nur einer Seite des Flusses gemütlich gemacht. Es führen, zumindest in diesem Teil Varanasis, des historischen Teils, auch keine Brücken nach "drüben". Dort ist Niemandsland. 
Auf meiner Seite vom Ganges kann ich mich jedoch an einer verspielten Architektur erfreuen, teilweise sind die Gebäude schief und ein kleiner Turm sieht aus, als würde er gleich ins Wasser kippen. Alte Gemäuer vermischen sich mit unattraktiven, neueren Gebäuden. Hinter der ersten Häuserreihe oberhalb der großen Stufen beginnt ein Labyrinth aus engen Gassen, in dem man sich ziemlich sicher verläuft, bei den ersten Malen. Woran soll man sich auch orientieren? An den abgemagerten Kühen und Hunden, die sich hier teilweise zum Sterben zurückziehen? Vielleicht an den Gerüchen oder den bunten Farben? 

 
 Na jedenfalls lande ich auf meiner Erkundungstour irgendwann in diesen Gassen und es dauert nicht besonders lange, bis ich zwei junge Inder treffe, die mich durch dieses Wirrwarr sicher geleiten - und die noch etwas anderes für mich tun.
Wir kommen natürlich ins Gespräch, weil sie mir Haschisch anbieten. Schnell ist geklärt, womit sie mir dienen können und sie manövrieren uns zielsicher zu einem nicht weit entfernten Geschäft, in dem es hauptsächlich Tücher zu kaufen gibt. Hier stellen sie mir einen älteren Mann vor, den Tuchhändler, der mir auf der Stufe vor seinem Geschäft erstmal freundlich Chai serviert. Die beiden jungen informieren ihn, dass ich nicht wegen der Tücher gekommen bin und wir verziehen uns alle ins innere des Ladens.
Wir unterhalten uns kurz, natürlich werden mir auch Schals, Sarongs und wie das alles heißt angeboten, doch ich weiß genau was ich will und werde mein Geld an diesem Tag für nichts anderes ausgeben.
Der Händler verschwindet hinter ein paar Tücherstapeln in einer unübersichtlichen Ecke dieses Raumes und wühlt dort eine Weile rum. Dann kommt er wieder hervor und hat in einem Papierbriefchen, wie er sagt: "Heroine from Afghanistan".
Ich schaue es mir an. Es sieht ganz anders aus, als das Zeug, das ich in Delhi gekauft habe. Dieses hier ist hellgrau bis Beigefarben und hat die Konsistenz von Mehl. Sehr gerne darf ich es probieren. Es brennt kaum und schmeckt in der Nase ähnlich wie das Heroin, dass man in Deutschland/Europa für gewöhnlich auf der Straße bekommt. Für 1500,- Rupees gehört ein Gramm davon mir.

Die beiden jüngeren freuen sich sehr über das "business", der ältere ist da etwas gelassener und routinierter. Die zwei sagen mir, dass ich mich bitte an sie wenden soll, wenn ich etwas brauche, ich verabschiede mich und es sollte auch nicht das letzte Mal sein, dass ich sie sah.

Später treffe ich... ach jetzt habe ich den Namen vergessen. Nennen wir ihn einfach Bodi. So ähnlich hieß er auch, vielleicht fällt es mir noch ein. Man denkt ja immer so, die Leute die in einem heißen Land wie Indien leben, sind an die Hitze gewohnt. Doch das erste was "Bodi" macht, nachdem er mich angesprochen hat, ist sich über die Hitze zu beschweren. "Its so fucking hot!"
Er will kein Geld von mir und mir auch nichts andrehen. Er ist auch kein Mitglied einer Company. Dieser junge Mann interessiert sich für Mädchen, er sagt ganz deutlich, was er will: "I just want to fuck!"
Er ist der Ansicht, dass ich als Europäer eher ins Gespräch mit den Touristinnen kommen könnte, für die er sich interessiert. Ob ich ihm da nicht irgendwie helfen könne. Na gut, meinetwegen. Versuchen wirs mal...

Sonntag, 12. März 2017

Indienreise, Teil 15 - Next stop: Varanasi

Haha, oh man, nach über 4 Jahren folgt nun der nächste Teil des Indienreiseberichts. Wie kann man nur so lange brauchen... Ich sollte mich mit dem Verschriftlichen der restlichen Reise lieber beeilen, wer weiß, wann die Erinnerung aussetzt oder gar verfälscht wird. Doch keine Sorge, an den Varanasi-Aufenthalt erinnere ich mich sehr deutlich, so folgt nun ein weiterer, authentischer Tatsachenbericht auch wenn ich manchmal nicht glauben kann, dass ich manche der beschriebenen Dinge tatsächlich getan habe.

Wie ein aufmerksamer Leser an dieser Stelle jedoch beanstanden würde, befinde ich mich ja noch in New-Delhi und habe gerade Heroin geschnupft. Zu diesem Zeitpunkt weiß ich noch nicht, dass dies der erste Tag einer kleinen Beziehung mit der Schlafmohnentität sein sollte, ich hätte es aber ahnen können. Doch es gibt nunmal keinen Gedankenloseren Zustand als den nach einer Heroineinnahme und so wandele ich an diesem Nachmittag wie gefesselt an die Gegenwart umher, Morgen und Gestern sind nur noch wage Wahrscheinlichkeiten.
Ich treffe dann zu meiner Freude zufällig nochmal die Bekannte aus der Heimat, wir trinken natürlich erstmal Chai und dann zeigt sie mir das günstige Hotel. Für 150 Rupees bekomme ich hier ein Zimmer. Am Abend zieht sie weiter, ich bleibe und habe mir im Verlauf des Tages ebenfalls ein Ticket zur Weiterfahrt besorgt, für den nächsten Tag, nach Varanasi.


Varanasi ist seit, ich glaube, 3000 Jahren durchgehend bewohnt und nicht nur dieser Umstand zieht mich wie magisch an, sondern auch die Tatsache, dass dies für Hindus eine heilige Stadt ist, wo man gerne verstorbene Angehörige verbrennt und die Asche in den Ganges schüttet.
Mittlerweile ist es Mitte April und als ich in Varanasi aus dem Zug aussteige, kommt mir warme Luft entgegen, so als hätte ich eben die Tür eines geheizten Ofens geöffnet. Im ersten Moment bekomme ich Bedenken, ob die Hitze für mich überhaupt erträglich ist. Vielleicht würde ich ja in den nächsten paar Minuten einfach verglühen und ein Inder würde den von mir übriggebliebenen Rest Asche in den Ganges kehren?

Doch anscheinend kann man sich auch an diese Hitze gewöhnen. Ich laufe vorsichtig, wenn ich kein Schatten spendenes Dach über mir habe, weil ich tatsächlich Angst um meine Kreislauffunktion habe. 
Vom Bahnhof aus habe ich mich in die Altstadt fahren lassen, hier, an den sogenannten Ghats, laufe ich am Ganges entlang, beschaue eher lustlos die Architektur und suche ein Guesthouse. Ich bin unausgeschlafen, im Zug hatte ich nur einen wenig erholsamen Schlaf, zudem macht sich eine nachwirkung des Heroins breit, nämlich eine innere Unruhe, die nicht ganz leicht auszuhalten ist.

In einem schönen Guesthouse mit Ganges-Blick beziehe ich ein kleines Zimmer, wieder für 150 Rupees, und lege mir, sobald ich allein in meinem Zimmerchen bin, eine weitere Nase von dem weißen Heroin. Dann ist die Unruhe verflogen, Tatendrang kommt auf, und ebenso ist eine Grenze überschritten, die man bei Heroin nicht überschreiten sollte; nämlich die Nachwirkungen des vorangegangenen Konsums mit einer weiteren Dosis zu beseitigen.

Sehr schnell lullt mich der Mohngeist ein, verspricht mir süßestes Erleben der Wirklichkeit, wenn ich mich nur regelmäßig blicken lasse. Es fließen Gedanken in meinen Geist ein, die wie fremd erscheinen, doch mein Denken zu übernehmen wissen: Du musst dir mehr Heroin besorgen, dein gegenwärtiger Vorrat reicht nicht ewig!
So wird also mein erster Erkundungstrip durch Varanasi gleichzeitig auch eine Suche nach neuem Heroin und der Teufel, der all mein Treiben natürlich genüßlich beobachtet hat, weiß auch, welche Charaktere er nun ins Spiel bringen muss...

Ein gerechtes Urteil eines weisen Mannes

Es war einmal eine perfekt dosierte LSD-Pappe. Und wie es so ist, im Universum, tritt immer dann, wenn etwas eigentlich gut sein könnte, eine gegensätzliche Kraft auf, die für das universelle Gleichgewicht sorgt. So ereignete sich, in einem fernen und wilden
Land, vor einer gefühlten Ewigkeit folgendes: Zwei Frauen gerieten in Streit darüber, welche von ihnen die rechtmäßige Besitzerin der perfekt dosierten Pappe sei. Jede behauptete steif und fest, dass sie es sei und so rissen sie sich die Pappe in einem heftigen Hin-und-Her gegenseitig
immer wieder aus den Händen und großer Streit legte sich wie ein dunkler, nebliger Schleier über das Land.
Schließlich brachten die Schaulustigen, die das Gezicke nicht mehr ertragen konnten, die Frauen vor den weisen, gerechten König des Landes. Dieser hörte beide Frauen geduldig an. "Ich bin die Besitzerin dieses Trips!" sagte die eine, "Nein, er gehört mir!" fuhr die andere zurück.
So stritten sich die Frauen eine Weile vor dem König und eine jede beharrte darauf, dass es ihre Pappe war.
Der König überlegte und dann hatte er eine Idee. "Nun", sprach er schließlich, "wir wollen herausfinden, wem denn dieser LSD-Trip tatsächlich gehört!" Er nahm den Trip an sich und die Frauen folgten ihrem angeblichen Besitzgut argwöhnisch mit dem Blick.
Da sagte der König: "So will ich also nun, um Gerechtigkeit walten zu lassen, diesen Trip in zwei gleichgroße Hälften reißen. Auf dass dieser sinnlose Streit ein Ende finde!" Er betrachtete die beiden Frauen aufmerksam.
Die eine sagte: "Gut, so soll es sein, dann habe ich wenigstens die Hälfte von meinem Trip. Besser als gar nichts."
Die andere aber geriet völlig aus der Fassung, die Tränen standen ihr in den Augen und sie schrie hysterisch: "Nein, um Gottes Willen, König! Das ist ein perfekt dosierter LSD-Trip, so einen findet man kein zweites Mal! Ich flehe sie an, reißen sie ihn nicht entzwei!"
Sie sank in sich zusammen und schluchzte. Dann sah sie wieder auf und fuhr etwas gefasster fort: "Ich ergebe mich meinem Schicksal. So soll meine Widersacherin den ganzen Trip bekommen, aber dass er bloß nur nicht geteilt werde..."
Dem König legte sich ein verschmitztes Lächeln auf die Lippen. Er nahm den Trip und gab ihn der Frau, die zuletzt gesprochen hatte. "Du bist die rechtmäßige Eigentümerin. Niemand, im Vollbesitz seiner geistigen Kräfte und einer perfekt dosierten LSD-Pappe würde deren Teilung zulassen. Zieh du ins Land und genieße deine bunte Reise!"