Mir ist es grad zufällig aufgefallen, und zwar, weil als einziger Bekannter bei Facebook der gute Divesh aus Varanasi online ist: Einst wandelte ich in dieser zauberhaften Stadt.
8:30 ist es hier, wolkenverhangen, während es in der Stadt des Todes 13:00 Uhr ist und, ich bin mir sicher, die Sonne alles brät, was nicht bei drei im Schatten ist.
Jetzt sucht man sich ein kühles Plätzchen in Varanasi, hängt auf den beliebten Ghats ab, trinkt irgendwo einen Chai (in der Hoffnung, dass er nicht mit Ganga-Wasser gemacht wird), und wandelt in einer Stadt umher, die seit ungefähr 3000 Jahren durchgehend bewohnt und damit eine der ältesten der Erde ist. Die Heiligen sitzen in unnachahmbarer Gelassenheit auf einer Mauer und rauchen ihre Chillums. Man kann sich dazu setzen, sie heißen einen Willkommen und nehmen einen auf, in ihre ruhige, zauberhafte Aura.
Das Leben lebt, nicht nur an den Ghats, auch in den engen Gassen, wo sich Menschen mit Kühen, abgemagerten Hunden und hupenden Mofas den Platz streitig machen, wo aus Geräusch- und Stimmengewirr, sowie einem Mix unterschiedlichster Düfte und durch die vielen bunten Farben und das wirre Treiben eine Atmosphäre entsteht, wie man sie in Europa vergeblich sucht.
Wenn es Nacht wird, und es ist vielleicht gerade ein besonders heiliger Baba gestorben, dann kann man eine Abschiedszeremonie erleben, wie man sie wohl nie wieder erleben wird. Da liegt wahrlich Zauber in der Luft.
Aber auch "gewöhnliche" Nächte in Varanasi haben es in sich. Man kann sich ein Boot mieten und wird über den nachtschwarzen ganga river gerudert; als ich das mit einer Gruppe anderer Reisender gemacht habe, hatte eine Amsterdamerin die nette Idee, hunderte Kerzen in kleinen Körbchen auf dem Fluss auszusetzen. Traumhaft ist mir diese Nacht in Erinnerung geblieben.
Man kann sich aber auch in die "Hinterstadt" wagen, wo die Millionen Einwohner Varanasis die Nacht verbringen: In unendlich vielen Bars und Restaurants, die in bunten Lichtern die sonst stockdunkle Nacht erhellen. Vorsicht ist hier geboten: Manche Hotels in der Altstadt lassen ihre Gäste Nachts gar nicht hinaus, aus Sorge, ihnen könnte etwas zustoßen.
Nicht Grundlos, diese Sorge, Varanasi hat immerhin eine der größten Heroinszenen Indiens, "the unholy side of Varanasi: The most pessimistic estimates state that about 30 kilograms of heroin is sold on the streets of Varanasi every fortnight".
Ich hatte in Varanasi ein paar der schönsten Tage dieses, mir mittlerweile fern erscheinenden Jahres und
das lag nicht ausschließlich am Heroin. Höhepunkt für mich, die Nacht
im Guesthouse mit dem netten Mädchen aus Kanada, die Portugiesin war,
oder umgekehrt. Jedenfalls wollte sie weiter nach Portugal. Ich habe den
Moment noch vor Augen, wo sie mir ein "Bidi" auf die Stirn klebt. "you are sooo beautiful" Oh welch grandioser Moment meines
Lebens ;) Wo immer du nun auch bist, liebe Kanadaportugiesin, viele
liebe Grüße!
Lustig: Gerade, wo ich diesen Post über Varanasi schreibe, chattet mich Divesh aus Varanasi an. Fast in dem Moment, wo ich seinen Namen geschrieben habe. Sein Kommentar: "this is god connection".
Ja, so sehe ich das auch ;) Beinahe meine ich, gerade den Duft dieser Stadt in der Nase gehabt zu haben...
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