Spürst du sie auch manchmal, die Last der Gedanken? Im Grunde ist die Welt in Ordnung, aber du machst dir alles schwer, allein dadurch, dass du bestimmtes denkst? Gut, ich möchte hier lieber nur von mir selbst schreiben, denn wahrscheinlich ist es bei anderen anders...
Es war entweder auf einem LSD-Trip oder vielleicht auch auf einer Kombination mehrerer Psychedelika, da ist es mir aufgefallen - nicht unbedingt zum ersten, aber sicher zum deutlichsten Mal. Nämlich dass meine Persönlichkeit im Grunde nichts weiter ist, als ein Konstrukt meiner Gedanken, welches dadurch aufrechterhalten wird, dass ich bestimmte Dinge denke. Nun hat ja LSD die Eigenschaft, diese Gedankenkonstruktion, die Persönlichkeit oder das Ego (egal wie man "es" nennen möchte), hinfortzuspülen, einfach aufzulösen. Und es kam mir damals, vor etwa 6 Jahren, bedrohlich rein: Ich war mir sicher, wenn ich jetzt nicht weiterhin so denke wie gewöhnlich, dann löse ich mich in Nichts auf! Dann verschwinde ich einfach. All die Materie, die mich umgab, meine Welt und ich in ihrer Mitte, alles hing davon ab, wie und was ich dachte. Stoppte ich das Denken, verschwünde auch die Welt. Ich war sehr überrascht, weil ich das so noch nicht kannte. Ich betrieb ja keine Meditation und war mit LSD relativ neu am rumexperimentieren. Also habe ich Angst bekommen und versucht, weiter so zu denken wie gewöhnlich.
Ich habe es geschafft, doch denke ich heute, dass ich besser hätte loslassen sollen. Denn eines habe ich gelernt: Man kommt immer zurück, von einer Psychedelika-induzierten Ich-Auflösung. Auch wenn es zu deren Beginn nicht so scheint. (Vorausgesetzt, man liegt einfach nur da, in sicherer Umgebung und läuft nicht umher, wobei nämlich durchaus was fatales passieren kann). Die Ich-Auflösung, von der man nicht wieder kehrt, ist der Tod.
Und dieses Gefühl ist geblieben. Dass ich die Realität "auflösen" kann, wenn ich meine festgefahrenen Gedankenbahnen verlasse, quasi meine Persönlichkeit ablege. Ich bin nur einen Gedankenhauch davon entfernt, alles zu verändern. Und du auch!
Viele nennen es gerne "verrückt werden" oder so. Ich finde es einfach nur interessant. Kaum etwas hat mich je wieder so fasziniert, wie die Gewissheit, dass alles, woran ich mich so gewöhnt habe, im Laufe des Lebens, dass all das "nur" von Gedanken getragen wird, die sich so schnell verflüchtigen können.
Ich habe seither beschlossen, eine "leichte" Persönlichkeit zu sein. Sprich, mich gar nicht erst so sehr verheddern und irgendwelche abgefahrenen Persönlichkeitsstrukturen erschaffen. Denn je mehr ich so etwas betreiben würde, desto schmerzhafter würde irgendwann der Abschied werden. Und den Abschiedsschmerz, den ich schon bei meiner rudimentären Persönlichkeit damals gespürt habe, der war mir bereits genug. Je weniger Balast man hat, desto zufriedener ist man wohl. Aber desto weniger ist man auch "bodenständig". Vielleicht ist es eine Art "dumm und glücklich".
Aber...kann ja jeder handeln wie er möchte. Ich bin sicher, es gibt Leute, die erschaffen sich großartige Persönlichkeitsstrukturen, halten ihr ganzes Leben daran fest und lassen dann am Ende einfach los, fallen wie bei einem Bungee-jump. Bewundernswert!
1 Kommentar:
Eine Runde dumm und glücklich, das ist auch meine primäre Erkenntnis des Drogenkonsums, wieso nicht - wenn alle Beteiligten wissen, was sie tun, ist das ja genau das Ziel: Tausche temporäre Freude und alles neu gegen verminderte kognitiv-soziale Übersicht und Leistungsfähigkeit. Fairer Deal, wenn's gut loift.
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