Montag, 26. September 2011

Jenseits vom Weltenfluss

Heute war ich beim Zahnarzt und habe endlich mal ein doofes Loch bohren lassen. Hach ist das herrlich, sooo lange schon habe ich das tun wollen. Da ich in zweieinhalb Monaten gemütlich durch Indien reisen möchte, müssen derlei nervige Angelegenheiten halt erledigt werden ;)
Naja, doch dies erstmal beiseite, ich habe mal wieder den Drang, mein Gedanken-Wirrwarr über psychedelisches Reisen in Schrift zu verwandeln..
Oft, wenn ich etwas höher dosiert am Trippen bin, drängt sich ein Eindruck in den Vordergrund, nämlich der, dass ich selbst und überhaupt alles was ist und geschieht, eine Art, ich nenne es mal „Denkprozess“ ist. Ein Denkprozess eines allumfassenden Geistes, an dessen Gestaltung man auf irgendeine Weise gleichzeitig als Regisseur wie auch als Schauspieler teilnimmt. Was ich vor mir sehe wenn ich mich umschaue, ist das Fenster zu der Dimension, in der dieser menschliche Körper, in dem ich stecke existiert. Doch der materielle Körper ist nicht, was ich wirklich bin. Er ist verhärteter Geist, eine Art
Übrigbleibsel vollendeter Gedankengänge, die Schale, die übrigbleibt, wenn Gedanken sich „häuten“, um weiter fortzufahren. Doch ich stecke fest in der Materie, denn ich wurde vom Leben verführt.
Die Welten des Lebens verführen mit honigsüßem Gesang, laden ein, in ihnen aufzublühen und weder wird die Verwelkung hervorgehoben, noch verschwiegen. Wir erliegen der Verführung und folgen den frohen Lockrufen der blühenden Lebendigkeit. Der Weltenfluss erkühlt für uns und wir nehmen Gestalt an, dort wo wir das Leben berühren. Das Leben in seiner universalen Ehrlichkeit fließt weiter dahin im kosmischen Weltenfluss, doch wir haben Halt in den Verführungen gefunden, die uns durch ihre warme Umarmung den selbstlosen Mut nehmen, der uns normalerweise weiter durch den Kosmos mitfließen lässt.
Je tiefer wir eintauchen, je mehr wir uns mit Süße umhüllen lassen, desto mehr Bewusstheit geht uns verloren. Der Lebensfluss erscheint auf einmal fremd und bedrohlich, wir betrachten ihn, werden von ihm herumgewirbelt, doch sehen wir uns nicht als Teil davon. Der Drang, weiter mit zu fließen wird durch unser Anhaften verhüllt und gerät immer mehr in Vergessenheit, solange wir der Umhüllung trauen und anstelle des natürlichen Flusses in ihr das Wahre sehen. Der Gesang führt uns in die Blüte des Lebens, führt uns durch die Verwelkung und übergibt uns anschließend wieder den Fluten des Weltenflusses. Wer sich vom Leben umschleiern ließ und, vollständig vom Gesang der Verführung umgeben, von der Schönheit, die die Blüte des Lebens bietet geblendet wurde, der wird den Eindruck haben zu ertrinken. Wer sich das Bewusstsein auch im Leben aufrechterhielt, wird das Wiedereintauchen genießen und in der Ekstase der Erinnerung und des Verständnisses aufgehen und weiter fließen Richtung Ewigkeit.
Die Psychedelika holen mich rücksichtslos heraus aus meinem Bad im Leben, lassen mich spüren, wie ich leiden werde, wenn ich eines Tages sterbe und das Leben nicht loslassen kann.
Also üben, üben, üben. Das Loslassen…
Doch ich muss zugeben, ich bin von der Süße der Blüte des Lebens schon sehr verführt. Nunja, ich bin gespannt, was kommen wird…in einer Sache jedenfalls bin ich mir sehr sicher: Das Universum ist auf eine Weise gerecht, die jedem das zukommen lässt, was er sich selbst verdient hat. Und irgendwie beruhigt mich dieser Gedanke…denn ich habe es selbst in der Hand (bzw in den Gedanken) ob ich Leide oder im Paradies lebe.

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